Flöckchen
Flöckchen – eine Geschichte mit Hindernissen und Happy End Ende Juli 2014: ich träumte von einer weißen Katze im großen Raum im Tierheim in Kritzschwitz hinten im Käfig. 03.08.14: ich brachte meine Katzen Susi und Biene ins Tierheim in Urlaubspension. Im großen Raum hinten im Käfig saß eine kleine weiße Katze. 11.08.14: Ich holte meine Katzen ab. Die Weiße war noch nicht vermittelt. Ich nahm sie mit. Ein kleiner Kater, ein Fundtier, sehr scheu und ängstlich. Zu Hause bereitete ich alles vor wie immer für einen Neuankömmling: Toilette, Futter, Spielzeug in der Küche. Meine beiden „Großen“ wurden erstmal aus diesem Raum verbannt. Am Nachmittag wollte Susi unbedingt rein und ließ sich nicht abweisen. Ich erwartete einen Konflikt. Als nichts passierte, suchte ich - ohne Erfolg. Der Kleine war trotz aller Vorsicht unbemerkt entwischt. Ich war traurig, aber es nützte nichts. Er war weg. 14.08.14: Zeitig am Morgen weckte mich ein Riesengeschrei. Ich flitzte runter.
In der Diele stand Biene - eine Katze von 2 kg Körpergewicht, in diesem Moment groß wie 3 erwachsene Löwen. Der kleine Weiße in 1m Abstand schrie fürchterlich. Welch ein Glück! Er war noch da! Ich fing ihn mit einem Handtuch und steckte ihn in den Vorratskeller. (für die Bisse, die er mir dabei zufügte, konnte er nichts in seiner Angst) Er verkroch sich hinter dem geschlossenen Regal. Er benutzte die Transportbox als Lager, fraß und ging aufs Klo. So ging das eine ganze Woche. Dann baute ich einen Teil des Regals ab. Nun konnte ich ihn sehen, wenn ich drüber schaute. Ich sprach mit ihm und dann kam auch schnell ein Name zum Vorschein: Flöckchen. Er reagierte auf meine Stimme, saß aber weiter hinter dem Regal. 29.08.14: Ich hatte eine Idee: Bachblüten. Ich mixte ihm eine Lösung aus Mimulus, Rescue und Star of Bethlehem. 02.09.14: Eine deutliche Verbesserung: Er lag in der Kuschelkiste deutlich entspannt und fauchte nicht mehr so viel. Ich konnte mich bis auf ½ Meter nähern. 05.09.14: Ich zeigte ihm früh sein Futter, stellte es hin und hockte mich in 2 m Abstand auf den Fußboden. Er kam zögerlich, aber er kam und fraß, schaute zwischendurch immer wieder zu mir und streckte sich. Zum ersten Mal sah ich ihn in voller Größe.
Er wirkte insgesamt sehr verspannt, benutzte sein rechtes Hinterbein nicht richtig. Ob es an der Pfote lag oder was anderes nicht in Ordnung war, konnte ich nicht beurteilen. Ich entschied, daß VERTRAUEN gewinnen oberstes Gebot war und erstmal Priorität hatte. 07.09.14: Er schnurrte als ich mit ihm sprach! Bereits gestern meinte ich ein leises Schnurren zu hören, dachte aber, ich bilde es mir nur ein. Er fing an, mit mir zu flirten: streckte seine Pfote aus der Kiste nach mir aus, drehte den Kopf schief herum und schaute mich an. 10.09.14: Er flitzte im Raum herum, immer mal knapp an mir vorbei, während ich seine Toilette säuberte. Er setzte den Fuß jetzt auf, humpelte aber. Er stand ganz schief, belastete das rechte Bein nicht. 11.09.14: Ich entschied, am nächsten Tag zum Tierarzt zu fahren. Je mehr er sich entspannte wurde sichtbar, daß mit der rechten Hüfte was nicht stimmte. 12.09.14: Oberschenkel gebrochen, Flöckchen in der Tierklinik, OP am Montag (15.09.14). Die Geschehenisse am 11. August stellen sich mir jetzt im Nachgang so dar: Flöckchen ist ausgebüxt, in seiner Angst gleich an der Seite von der Treppe in den Keller gesprungen (2m) und hat sich dabei verletzt. Dann saß er vermutlich die 4 Tage dort hinterm Schrank, bis er vom Hunger getrieben den Weg nach oben in Richtung Küche wagte, wo ihn Biene erwischte. Er flüchtete genau dort unten hin, weshalb ich vermute, daß er den Ort schon kannte. Dort fing ich ihn dann auch. Ich richtete für ihn einen Platz her oben im Bad in der Dusche (Ruhigstellung nach der OP 8 – 12 Wochen).
Damit kam er gleichzeitig auch aus dem Keller raus. 17.09.14: Alles gut verlaufen. Flöckchen hatte nun 4 Schrauben im rechten Bein. Sie wurden so gesetzt, daß jeweils zwei sich kreuzen und so eine Verdrehung verhindert wird. Es wurde wunderbar auf Flöckchens psychische Situation Rücksicht genommen: eine kurzfristige Nachkontrolle unnötig gemacht durch Verwendung sich selbst auflösender Fäden, Röntgen in 4 Wochen. Ich ließ ihn in der Dusche aus seiner Kiste. Er schaute sich nach allen Seiten um. Sein ganzes Wesen schien nur aus einer einzigen Frage zu bestehen: „Wie soll ich da bloß hochkommen!“ 20.09.14: seit drei Tagen Durchfall, Appetitlosigkeit, Rücksprache mit Tierarzt vorgestern und gestern: einen Tag kein Futter, dann alles wie immer, wenn nicht besser, dann hinbringen. Letzteres war die schlechteste Lösung. Flöckchen litt sehr unter dem Durchfall, sah ganz traurig aus. Der Durchfall schwächte ihn. Ich entschied, dieses Schmerzmittel (Metacam) wegzulassen. (o.g. Symptome = Hauptnebenw. lt. Packungsbeil.). Ich war mir bewußt, daß das ein Risiko sein kann, weil er dadurch das in M. enthaltene Antibiotikum nicht bekam. Stattdessen gab ich ihm Staphysagria, ein homöopathisches Mittel, das mich selbst bei einer OP ohne weitere Schmerzmittel auskommen ließ. Flöckchen zeigte mir ganz genau, wann er Angst hatte: mit einem ganz speziellen, zarten Miauen. Ich konnte dann sofort reagieren, dann schnurrte er wieder und zeigte mir damit, daß alles gut ist. Ich war sehr glücklich, daß wir uns so gut schon verständigen konnten und trotz der Enge in der Dusche das Saubermachen ohne Konflikte verlief.
Wenn ich bei ihm war, redete ich die ganze Zeit, denn zu meiner Stimme hatte er schon Vertrauen. Er schnurrte dann sofort, wenn er sie hörte. Ich ging nur hinein zu ihm (sowohl mit der Hand als auch körperlich), wenn er schnurrte und die Ohren entspannt nach oben standen. Ebenso wartete ich auf diese Zeichen, ehe ich wieder rausging. Damit unterband ich die IDEE von Flucht von vornherein. Nach 1 Stunde war das Staphysagria im Körper angekommen. Er streckte das Bein, das zuvor wie ein Strick heruntergehangen hatte, dehnte es und machte die Krallen lang. Es war eindeutig, daß er jetzt das Bein benutzte. 22.09.14: Ich hielt Flöckchen ein Leckerli hin, was er mir aus den Fingern nahm. Beim wiederholten Versuch schaute er auf meinen Arm und zog sich zurück. Arm/Hand löste Angst aus. D.h.: im ersten Fall hat er natürlich reagiert, im zweiten aufgrund seiner Erfahrungen. 24.09.14: Wir entfernten mit vereinten Kräften die Halskrause (beide gezogen), nachdem ich die Schleife aufziehen konnte, ohne mit Flöckchens Krallen Bekanntschaft zu machen. Er reagierte ängstlich auf „Hände“, „Plastiktüte“ (hatte zu sehr geraschelt beim Toiletteputzen).Ob ihn etwa jemand in eine Plastiktüte gesperrt hat? Ich träumte, daß ich die Treppen zumachen muß (Netz), bei mir ist alles offen, er könnte von jeder Treppenstufe nach unten..... Die Gefahr wäre zu groß. Viel Arbeit, aber notwendig.
03.10.14: Jeden Tag am Morgen, wenn ich saubermachte und in der Dusche bei Flöckchen war, gab ich ihm zwei, drei Leckerlis, die er mir aus der Hand nahm. Dabei berührte ich ihn mit den Fingern oder dem Handrücken. Die täglichen kleinen Schritte der Annäherung zeigten Wirkung. Sein Schnurren war mir dabei Gradmesser. Er öffnete sich langsam. Ich bin mir sicher: Biene hat ihn gerettet. Wer weiß, ob und wann ich ihn gefunden hätte ohne sie. Sein Futter bekam er ab sofort in Schüsseln, die Biene und Susi bereits benutzt haben, damit er sich langsam mit deren Gerüchen vertraut machen kann. Ebenso legte ich die Tüten mit seinen Exkrementen an die Treppe zur Geruchsaufnahme für Susi und Biene. 04.10.14: Ich hielt Flöckchen ein Leckerli hin und streichelte ihn dabei ganz leicht an der Schulter. Auf einmal schob er sein Köpfchen in meine Hand und ließ sich unter dem Ohr kraulen! 8 Wochen stetige, gleichmäßige Frühlingssonne und das Eis ist getaut. Stattdessen entstand an dieser Stelle ein kristallklarer Bergsee, in dem man jede Regung der Mimik bereits sieht, bevor sie im Gesicht sichtbar wird. Die Nachuntersuchung mit Röntgen zeigte eine gute Entwicklung. Nach 8 Wochen wieder vorstellen, weiterhin ruhig halten, darf kleine Spaziergänge im Bad unternehmen. Flöckchen verhält sich mir gegenüber wie eine normale Katze ohne Traumatisierung, ist ausgeglichen und ruhig.
Er schmust, als wolle er alles Versäumte in 10 Minuten nachholen. Nach 2 Tagen Dusche passe´. Er hatte das Fenster zum Rausschauen entdeckt. Akzeptiert, weil verständlich. Ich stellte ihm Hocker und kleine Schränkchen bereit, um die Höhenunterschiede zu verringern. Nun gehe ich mit dem Staubwedel im Bad ein und aus, damit er mir nicht wieder aus der Tür flutscht. Manchmal muß ich auch nach zwei Seiten wedeln, wenn jemand rein will ins Bad... Am 15.12.14 wird es eine letzte Untersuchung geben. Zu diesem Zeitpunkt wird Flöckchen auch kastriert. Bis dahin wird alles vorbereitet sein, erneute Abstürze zu verhindern. Die drei Katzen können sich erstmals begegnen. Die Gerüche sind inzwischen allen bekannt. Wie sich das Zusammenleben entwickelt, liegt ganz bei ihnen.
- Name: Flöckchen
- Vermittlungsnummer: 01-2015
- Rasse: Hauskater
- Alter: geb.: 2014
- Geschlecht: männlich
- Sonstiges: