Gustav

Gustav

 

Liebes Team des Tierheims Pirna,

liebe Frau Otto,

 

am 9. November des vergangenen Jahres habe ich den Wildling Gustav mit nach Hause genommen und er ist hier inzwischen ganz und gar angekommen und heimisch. Ich glaube, er genießt die Ruhe, den Frieden, die Sicherheit und seine kuschligen Plätzchen. Mit meiner Anita hat er sich auch angefreundet (oder besser: sie sich mit ihm, anfangs war sie ordentlich zickig) und - das Futter schmeckt.

 

In den ersten 2 - 3 Wochen hat er hinter dem Sofa gewohnt oder im Kleiderschrank, doch ist bald mutiger geworden und schon in die Küche gekommen, wenn es Futter gab. Streicheln war natürlich nicht möglich - aber ich wusste, dass ich ihm Zeit lassen muss und habe sein Tempo und seine Scheu respektiert, schließlich war für ihn alles neu: die menschliche Behausung inklusive der Geräusche und allem Drum und Dran und die Nähe zu Menschen überhaupt. Er war nicht ängstlich oder panisch, nur eben - sehr vorsichtig. Ich habe mich über jeden kleinen Fortschritt gefreut und ihm immer wieder gezeigt, dass ich ihn respektiere und er vor nichts Angst haben muss.

 

Irgendwann durfte ich ihn mit dem Finger auf der Stirn kraulen und inzwischen darf ich sein Köpfchen und sogar seinen Rücken streicheln. Wenn es genug ist, zeigt er es, indem er die Pfote hebt, aber er schlägt nicht mehr zu wie anfangs. Und - drei Ausrufezeichen - ich darf ihm sachte den Rücken bürsten. Das hätte ich nie für möglich gehalten.

 

Gustis Lieblingsplätzchen sind ein großer Katzenkorb in der Stube und seine Höhle im Kleiderschrank - dorthin zieht er sich zurück, wenn Budenschwung angesagt ist oder Besuch kommt.

 

Seit Mitte April geht er nachts in den Gärten spazieren, nachdem er vorher schon ab und zu vor der geöffneten Balkontür gesessen und Anita beobachtet hatte, wenn sie sich auf Brüstung gesonnt hat. Er nimmt sich eben für alles Zeit und tut es erst, wenn er sich sicher fühlt. Ich hatte auch absolut keine Angst, er könnte nicht zurückkommen, weil ich gesehen habe, dass er sich bei mir inzwischen ganz und gar zu Hause fühlt.

 

Kurz: Ich bin glücklich darüber, dass ich mich nach vielen Besuchen und langem Nachdenken dazu entschieden habe, den Großen zu mir zu holen. Und Gustav - so scheint es - ist auch glücklich und zufrieden, ein Zuhause gefunden zu haben. Ich bin richtig stolz auf ihn, wie er sich Schrittchen für Schrittchen mit seinem neuen Leben angefreundet hat und es ist ein Geschenk für mich, zu beobachten, wie er immer sicherer und zutraulicher wird.

 

Wer von Anfang an eine Kuschelkatze, eine "Menschenkatze" (wie meine Anita es ist, obwohl aus Spanien gekommen, aber offenbar weitgehend ohne schlechte Erfahrungen mit Menschen) haben möchte, wird die Geduld für einen Wildling vielleicht nicht aufbringen, aber es eine Erfahrung, die ihren Lohn in sich birgt: wenn man es mit Geduld, Zeit, Liebe und - das kann ich gar nicht genug betonen - absolutem Respekt für das individuelle Tempo und Naturell des Tieres schafft, dass es irgendwann beginnt, zu vertrauen. Und in Gustis Fall: Knapp 6 Monate sind dafür eine kurze Zeit, wenn er vorher wirklich 9 Jahre oder länger ausschließlich wild gelebt hat.

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Gustav genießt jetzt Vollpension und will hier nicht mehr weg.Emoji

 

Liebe Grüße und ein großes Dankeschön für die liebevolle und engagierte Arbeit Ihres Teams

 

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